Startseite Archiv Tagesthema vom 07. März 2016

„Hannoversche Erklärung“

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Migrantenverbände und der Landesfrauenrat in Niedersachsen haben zum Internationalen Frauentag an diesem Dienstag (08. März 2016) einen gemeinsamen Aufruf für die Gleichstellung von Frauen unterzeichnet.

In der „Hannoverschen Erklärung“ heißt es unter anderem, „dass die Unterdrückung von Frauen in keinem Fall tolerierbar ist - und dass wir gemeinsam weiter für uneingeschränkte Gleichstellung eintreten“. Sozial- und Frauenministerin Cornelia Rundt (SPD) sagte, das Papier sei ein starkes Signal: „Jede Frau hat das Recht und die Freiheit, nach ihrem eigenen Rollenverständnis zu leben.“

Rundt appellierte an die Wirtschaft und Politik, sich für eine faktische Gleichberechtigung von Frauen und Männern auf allen Ebenen einzusetzen. Diese sei noch lange nicht erreicht. Die rechtliche Gleichstellung verhindere nicht automatisch strukturelle Benachteiligungen von Frauen, wie sie sich zum Beispiel in der unterdurchschnittlichen Bezahlung von Löhnen und Gehältern zeigten.

Unterzeichner der „Hannoverschen Erklärung“ sind neben der Ministerin, der Landesfrauenrat, der Flüchtlingsrat, der Verein für interkulturelle Kommunikation, Flüchtlings- und Migrationsarbeit sowie die Arbeitsgemeinschaft von Migrantinnen, Migranten und Flüchtlingen in Niedersachsen. Der Geschäftsführer der Migranten-Arbeitsgemeinschaft, Anwar Hadeed, sagte: „Mädchen und Frauen - gerade die neu zugewanderten - sollen jede nur denkbare Unterstützung bekommen. Sie haben ein Recht darauf, ohne Einschränkungen zu leben und ihre Fähigkeiten frei entfalten zu können.“

Auch die Stiftung Weltbevölkerung ruft anlässlich des Frauentages dazu auf, die gravierende Benachteiligung vor allem von Mädchen in den Entwicklungsländern zu beenden. Fast jedes dritte Mädchen in diesen Ländern werde schon vor seinem 18. Geburtstag verheiratet und jedes fünfte bekomme ein Kind. Sie hätten meist keine Chancen auf eine gute Bildung und ein eigenes Einkommen.

Doch nur wenn Mädchen gut gebildet, gesund und aufgeklärt aufwüchsen, verbesserten sich ihre Zukunftsperspektiven und damit auch die wirtschaftlichen Entwicklungsmöglichkeiten ihrer Länder. Deutschland müsse sich deshalb deutlich stärker für die Rechte von Mädchen und junger Frauen engagieren.

epd

Internationaler Frauentag

Zum Internationalen Frauentag am 8. März gehen Frauen weltweit für ihre Rechte an die Öffentlichkeit. Erste Anregungen kamen von Frauendemonstrationen ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in den USA. Die Startinitiative folgte dann aus der sozialistischen und sozialdemokratischen Arbeiterbewegung vor dem Ersten Weltkrieg: 1910 beschloss die Sozialistische Internationale der Frauen in Kopenhagen, jedes Jahr mit einem Aktionstag den Kampf der Frauen für mehr Rechte und bessere Lebensbedingungen voranzutreiben.

Bereits im März 1911 gingen rund eine Million Frauen in Deutschland, Dänemark, Österreich-Ungarn und der Schweiz auf die Straßen. Erste Forderung war das Frauenwahlrecht, das in Deutschland 1919 durchgesetzt wurde. Die Frauen kämpften außerdem für kürzere Arbeitszeiten bei gleichem Lohn, niedrigere Lebensmittelpreise, eine regelmäßige Schulspeisung und legalen Schwangerschaftsabbruch.

Während des Ersten Weltkriegs und unter der NS-Diktatur war der „sozialistische Feiertag“ verboten. Die Nationalsozialisten propagierten stattdessen den Muttertag, der ihrem Frauenbild eher entsprach. Doch im Untergrund lebte der Frauentag weiter: Wer am 8. März seine rote Wäsche im Fenster auslüftete, gab damit ein politisches Statement ab.

Nach 1945 entzweite der Kalte Krieg auch den Frauentag. Im Westen verlor er an Bedeutung, wurde dann vor allem von der Frauen- und Friedensbewegung ab Ende der 60er Jahre begangen. In der DDR entwickelte sich der 8. März vielfach zum „sozialistischen Muttertag“, an dem Kinder der Mutter Blumen oder selbst gemalte Bilder schenkten. 1977 führten die Vereinten Nationen den Weltfrauentag als offiziellen UN-Tag ein.

epd