Startseite Archiv Tagesthema vom 05. Februar 2016

Nur die Liebe zählt

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"Die Liebe ist langmütig und freundlich, die Liebe eifert nicht …; sie erträgt alles, sie glaubt alles, sie hofft alles, sie duldet alles. … Nun aber bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; aber die Liebe ist die größte unter ihnen."

Immer noch spricht dieser Text vielen jungen Menschen, die heiraten wollen, aus dem Herzen. Selbst wenn ihnen alle anderen Bibeltexte nichts mehr bedeuten: dieser tut's. Schöner als Paulus es hier formuliert, kann man ja auch nicht über Liebe reden. Es ist in der Tat ein 'hohes' Lied über die Liebe, ein Stück Weltliteratur.

Und doch: Paulus würde sich vermutlich verwundert die Augen reiben, wenn er sein Lied als ideale Beschreibung des Ehelebens wiederfände. So hat er es auf keinen Fall gemeint. Davon zeugt der Zusammenhang, in den der Abschnitt im Kapitel 11 des ersten Korintherbriefs eingebettet ist.

Hier erscheint Liebe nicht als Idealform ehelichen Lebens, sondern als Korrektiv anderer wichtiger christlicher Tugenden. Aber immerhin: als besonders prominentes Korrektiv; gewissermaßen als das 'hohe Korrektiv'.

Gut reden können, alles wissen, verstehen und beurteilen können, vorbildlich glauben, alles an Arme verschenken – gut und schön, alles wertvolle Begabungen (oder im paulinischen Sprachgebrauch: 'Charismen' = Gottesgaben) und zugleich alles nichts, alles wertlos -wenn die Liebe fehlt.

Das ist harter Tobak für Christen, die sich selbst auf der Sonnenseite Gottes wähnen, die sich im Besitz besonderer Gnadengaben sehen, die sich als von Gott besonders Begabte verstehen. Nichts ist – wenn die Liebe fehlt.

Für Paulus ist die Liebe das höchste Korrektiv aller selbsterklärten Machtansprüche und aller selbsternannten Führungspositionen. Liebe in diesem Sinne ist ein Abbild der Liebe Gottes, wie sie im Leben Jesu Gestalt gewonnen hat.

Liebe in diesem Sinne kennt keine Allüren oder Dünkel; sie will nicht herrschen, sie kann nur dienen.

Das gilt dann auch wieder für die Ehe.

Reinhard Fiola, Pastor

Der Text

Wenn ich mit Menschen- und mit Engelzungen redete und hätte die Liebe nicht, so wäre ich ein tönendes Erz oder eine klingende Schelle. Und wenn ich prophetisch reden könnte und wüsste alle Geheimnisse und alle Erkenntnis und hätte allen Glauben, sodass ich Berge versetzen könnte, und hätte die Liebe nicht, so wäre ich nichts. Und wenn ich alle meine Habe den Armen gäbe und ließe meinen Leib verbrennen und hätte die Liebe nicht, so wäre mir's nichts nütze.

Die Liebe ist langmütig und freundlich, die Liebe eifert nicht, die Liebe treibt nicht Mutwillen, sie bläht sich nicht auf, sie verhält sich nicht ungehörig, sie sucht nicht das Ihre, sie lässt sich nicht erbittern, sie rechnet das Böse nicht zu, sie freut sich nicht über die Ungerechtigkeit, sie freut sich aber an der Wahrheit; sie erträgt alles, sie glaubt alles, sie hofft alles, sie duldet alles.

Die Liebe hört niemals auf, wo doch das prophetische Reden aufhören wird und das Zungenreden aufhören wird und die Erkenntnis aufhören wird. Denn unser Wissen ist Stückwerk und unser prophetisches Reden ist Stückwerk. Wenn aber kommen wird das Vollkommene, so wird das Stückwerk aufhören.

Als ich ein Kind war, da redete ich wie ein Kind und dachte wie ein Kind und war klug wie ein Kind; als ich aber ein Mann wurde, tat ich ab, was kindlich war. Wir sehen jetzt durch einen Spiegel ein dunkles Bild; dann aber von Angesicht zu Angesicht. Jetzt erkenne ich stückweise; dann aber werde ich erkennen, wie ich erkannt bin.

(Aus Hebräer 4,12-13)