Startseite Archiv Tagesthema vom 30. Januar 2016

Andacht

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Schon früh morgens klingelte das Telefon. Die Pastorin nahm den Hörer ab und hörte eine aufgeregte Männerstimme. „Wir möchten unsere Tochter vom Konfirmandenunterricht abmelden. Das gibt ihr nichts. Sie hat sich entschieden. Da können wir nichts machen!“ Ein halbes Jahr Probezeit hatte die Tochter ihren Eltern eingeräumt, in der sie sich für ihre Entscheidung Zeit lassen wollte. Die Eltern respektierten ihre Entscheidung und nahmen sie ernst. Die Pastorin versucht, den traurigen Vater zu trösten: „Ihre Tochter ist getauft. Sie gehört zur Gemeinde. Das bleibt. Vielleicht ändert sich ja irgendwann ihre Einstellung zur Kirche und zu Gott.“

Als ich davon hörte, war ich zunächst erstaunt über die Antwort der Pastorin. Macht sie es sich zu leicht? Und was ist mit der Konfirmandin? Was denkt sie sich dabei? Vielleicht kam es ihr ja so vor wie beim Chatten im Internet. Da konnte sie sich ja auch abmelden, oder Whats-App-Nachrichten nicht mehr ansehen, wenn sie sie nervten, das Mail-Postfach einfach nicht öffnen, wenn sie keine Lust dazu hatte. Und nun sonntags zum Gottesdienst gehen zu müssen, war ihr zu langweilig, sagte ihr nichts. Der Konfirmandenunterricht störte sie im Alltag und sie meinte, Gott sagte ihr sowieso nichts. Und Gottes Wort? Ein Wort neben vielen anderen.

Dass Gottes Wort nicht langweilig ist und nicht aus Worthülsen besteht, davon hören wir im Hebräerbrief. Dennoch sind manche Gemeindeglieder gegenüber Gottes Wort abgestumpft, hören nicht mehr hin. Gott aber ringt oftmals um sie: „Ich habe meinen Bund mit Euch geschlossen. Ihr gehört zu mir!“

Auch wenn Du Dich ihm und seinem Wort gegenüber verschließt, ja verhärtest, von Gottes Wort gilt: Es kann sich seinen Weg bis in den letzten Winkel Deiner Existenz bahnen, Dich ins Herz treffen. Es ist lebendig und kräftig. In ihm begegnet Dir Christus selbst. In ihm kämpft Gott um Dich und bahnt sich einen Weg zu Dir. Gott lässt nicht locker, sich um seine Kinder zu bemühen. Sie immer wieder anzusprechen. Jede Predigt ist solch ein Bemühen Gottes um uns.

Irgendwann kommt der Zeitpunkt, in dem Gottes befreiende Botschaft auch Dich trifft, tief in Dich eindringt. Es gibt keinen noch so verborgenen Winkel in Dir, der nicht durch sein Wort bloßgelegt werden könnte. Gott kennt Dich ganz. Niemand, auch wenn er sich noch so sehr verhärtet, ist außer Gottes Sichtweite. Sein Wort kann ihn treffen, es kann zu ihm durchdringen, denn es ist schärfer als jedes zweischneidige Schwert. Wo es wirkt, trifft es.

Diese Zusage schenkt jedem von uns weiterhin die Hoffnung, immer wieder von seinem Wort getroffen zu werden, seine Lebendigkeit zu spüren und seine Leben verändernde Kraft. Ja, schenkt uns die Sehnsucht nach solchen Predigten des Wortes Gottes.

Dr. Hannegreth Grundmann

Der Text

Denn das Wort Gottes ist lebendig und kräftig und schärfer als jedes zweischneidiges Schwert und dringt durch, bis es scheidet Seele und Geist, auch Mark und Bein, und ist ein Richter der Gedanken und Sinne des Herzens. Und kein Geschöpf ist vor ihm verborgen, sondern es ist alles bloß und aufgedeckt vor den Augen Gottes, dem wir Rechenschaft geben müssen.

(Aus Hebräer 4,12-13)

Die Autorin

Dr. Hannegreth Grundmann ist Pastorin in Holtland und Öffentlichkeitsbeauftragte des Sprengels Ostfriesland.