Startseite Archiv Tagesthema vom 03. Januar 2016

Dinge mutig gestalten

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Die Bischöfe und weitere Kirchenvertreter aus Niedersachsen haben in ihren Botschaften zum Jahreswechsel zur Solidarität mit Flüchtlingen aufgerufen. Gleichzeitig ermutigten sie dazu, das neue Jahr mit Zuversicht anzugehen. Der Osnabrücker katholische Bischof Franz-Josef Bode rief dazu auf, den Flüchtlingen mit Offenheit zu begegnen. Es brauche Vertrauen, Mut und Entschlossenheit, um die Integration der Flüchtlinge zu stärken, sagte er in seiner Predigt im Osnabrücker Dom. Die Zukunft werde geprägt sein von der Wanderung der Menschen, die auf der Flucht seien und nach neuen Lebensmöglichkeiten suchten.

In einen von Bode mitgestalteten ökumenischen Gottesdienst im Osnabrücker Dom appellierte die evangelische Regionalbischöfin Birgit Klostermeier an die Christen, andere Religionen zu achten. „Weil wir wissen, das die Sehnsucht nach Heil Kern jeder Religion ist“, sagte sie in am Neujahrstag. Zugleich warb sie dafür, sich für Fremde und Flüchtlinge einzusetzen.

Der evangelische Landesbischof Christoph Meyns aus Braunschweig rief am Silvesterabend zur Zuversicht angesichts gesellschaftlicher Probleme und globaler Herausforderungen auf. Der christliche Glaube könne Menschen die Kraft geben, „die Dinge mutig zu gestalten“, sagte er im Braunschweiger Dom. Dazu gehörten in der Region auch der Umgang mit der Lagerung nuklearer Abfälle, die VW-Krise und der Zuzug von Flüchtlingen.

Der Oldenburger evangelische Bischof Jan Janssen appellierte an die Menschen, das vergangene Jahr mit Gelassenheit zu betrachten. Die Aufmerksamkeit sollte sich auf das Gelingende richten statt auf den „Wildwuchs“, sagte er in der Dreifaltigkeitskirche in Oldenburg: „Dann konzentrieren wir uns auf Fruchtbares.“

Der evangelisch-reformierte Kirchenpräsident Martin Heimbucher forderte einen intensiven Dialog zwischen Christentum und Islam. Angesichts der schrecklichen Nachrichten aus Europa, dem Nahen Osten und aus Afrika sei der Kontakt zu den muslimischen Nachbarn unverzichtbar, sagte er in Leer dem Evangelischen Pressedienst (epd). Es sei eine Aufgabe für alle christlichen Gemeinden und Theologen, sich gegenüber den Muslimen kundig und sprachfähig über den Islam zu machen. „Da brauchen wir eine Art religiöse Alphabetisierung.“

In der evangelischen Marktkirche in Hannover warb der niedersächsische Landtagspräsident Bernd Busemann (CDU) für eine Versöhnung zwischen Christen und Juden. „Kein Volk ist so gehasst und verfolgt worden wie die Juden, bis hin zur apokalyptischen Mordindustrie, mit der die Deutschen sie vernichten wollten“, sagte er am Neujahrstag in einer „Bürgerpredigt“. „Trotzdem blüht das jüdische Volk immer wieder auf.“ Christentum und Judentum gehörten zusammen: „Die christliche Heilslehre wäre ohne ihre jüdische Grundlage überhaupt nicht denkbar.“ 

epd

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, hat dazu aufgerufen, mit Zuversicht in das neue Jahr 2016 zu gehen. Viele Ereignisse aus dem Jahr 2015 seien ein Anlass zur Dankbarkeit, erklärte er in einem Wort zum Jahreswechsel. Beispiel sei die große Unterstützung für die Flüchtlinge. Dass es zugleich eine beängstigende zunehmende Gewalt gegen Flüchtlingsunterkünfte und ihre Bewohner gibt, zeige zugleich, „wie viel bei uns noch zu tun ist, um einer Haltung der Humanität und Nächstenliebe in Deutschland Nachhaltigkeit zu geben.“

Was in Deutschland an spontaner Hilfsbereitschaft sichtbar geworden ist, habe die Welt beeindruckt, unterstrich der Repräsentant von rund 23 Millionen Protestanten in Deutschland: „Die politisch Verantwortlichen und die Zivilgesellschaft haben gemeinsam dafür gesorgt, dass mit dem Namen Deutschland gegenwärtig kaum jemand noch Gewalt und Krieg verbindet, sondern nun Humanität und mitmenschliche Solidarität in den Vordergrund gerückt sind.“

In Europa würden die Menschen vor allem dann zur Nachahmung angeregt, wenn „wir in Deutschland nicht als die moralischen Lehrmeister auftreten, sondern ganz praktisch zeigten, wie Integration gelingen kann - selbst bei unterschiedlichen religiösen oder kulturellen Hintergründen“, sagte der Theologe. Es habe wahrscheinlich kaum jemanden gegeben, „dem die Bilder von den zerbombten Städten in Syrien und den weinenden Kindern zwischen Ruinen nicht nahe gegangen sind“, fügte Bedford-Strohm hinzu.

Trotz allem, was die Menschen beschwere oder was im Hinblick auf den Zustand der Welt Sorgen bereite, solle man mit Vorfreude in dieses neue Jahr gehen, betonte der Ratsvorsitzende.

epd

Versöhnung

Der niedersächsische Landtagspräsident Bernd Busemann (CDU) hat zur Versöhnung zwischen Christen und Juden aufgerufen. „Kein Volk ist so gehasst und verfolgt worden wie die Juden, bis hin zur apokalyptischen Mordindustrie, mit der die Deutschen sie vernichten wollten“, sagte er am Neujahrstag in einer „Bürgerpredigt“ in der evangelischen Marktkirche in Hannover. „Trotzdem blüht das jüdische Volk immer wieder auf.“ Allein in der Stadt Hannover lebten heute rund 6.000 Juden - zu Beginn der Nazi-Herrschaft seien es 5.000 gewesen.

Christentum und Judentum gehörten zusammen, betonte Busemann, der im Oktober mit einer Delegation des Landtags zu Gast in Israel war. „Die christliche Heilslehre wäre ohne ihre jüdische Grundlage überhaupt nicht denkbar.“ Das Judentum sei nicht dabei nur die historische und kulturelle Wurzel des Christentums, sondern ein wesentlicher Bestandteil des Glaubens an Jesus, der selbst Jude war. Im Laufe der Geschichte hätten sich die Christen allerdings vom Judentum abgegrenzt, woraus sich über Jahrhunderte antijüdische Anschauungen entwickelt hätten.

Heute betrachteten „wohlmeinende Christen aller Konfessionen“ die Juden als „ältere Brüder“. Es stehe dem christlichen Glauben nicht entgegen, die Juden weiterhin als auserwähltes Volk Gottes zu betrachten, sagte Busemann. Eine starke Klammer zwischen beiden Formen des Glaubens an den Gott Israels sei das Alte Testament. Der Landtagspräsident wandte sich damit gegen Tendenzen, die Bedeutung des Alten Testamentes für Christen abzuwerten. Darüber hatte es unter Theologen im vergangenen Jahr einen heftigen Streit gegeben.

Die Marktkirche, die größte Kirche in der Landeshauptstadt, lädt immer wieder prominente Nichttheologen zu „Bürgerpredigten“ auf ihre Kanzel ein. Zu den „Predigern“ gehörte vor anderthalb Jahren auch Altbundeskanzler Gerhard Schröder (SPD).

epd