Startseite Archiv Tagesthema vom 18. Juni 2015

Diese Menschen brauchen uns

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Unter dem Motto „Die größte Katastrophe ist das Vergessen“ rufen die beiden großen Kirche über ihre Hilfswerke zu Spenden für Syrer und Iraker auf. Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) und die katholische Deutsche Bischofskonferenz forderten zudem, dass Deutschland mehr Flüchtlinge aus Syrien und dem Irak aufnehmen solle. Die Spendenaktion läuft über die beiden Hilfswerke Diakonie Katastrophenhilfe und Caritas International.

Die Lage der Flüchtlinge, Vertriebenen und Gewaltopfer sei im fünften Jahr des syrischen Bürgerkriegs „so verzweifelt wie nie zuvor“, schreiben die Kirchen unter Verweis auf den Weltflüchtlingstag der Vereinten Nationen, der an diesem Sonnabend begangen wird. Die Menschen bräuchten „unsere Hilfe und unsere Solidarität“, heißt es im Aufruf. Mehr als zwölf Millionen Syrer und zwei Millionen Iraker seien auf der Flucht.

Die beiden Hilfswerke konzentrieren ihre Hilfe auf die Versorgung der Bevölkerung in Syrien und im Irak und auf die Nachbarländer wie Türkei, Libanon und Jordanien, in die die Menschen geflohen sind. Seit 2011 haben die Hilfswerke nach eigenen Angaben Projekte für zusammen 47 Millionen Euro finanziert. Mit 55 Euro zum Beispiel könne sich ein Vertriebener im Irak für fünf Monate Dinge des täglichen Bedarfs kaufen, heißt es in dem Flugblatt zur Spendenaktion.

epd

Die Trauma-Expertin Dima Zito hat auf die schwierige Lage der weltweit rund 25 Millionen Flüchtlingskinder aufmerksam gemacht. Je jünger ein Mensch sei, desto schwerer könne er die in Kriegen oder auf der Flucht erlittenen seelischen Traumata verarbeiten.

Kinder würden in ihrer Persönlichkeitsentwicklung von unverarbeiteten Traumata stark beeinträchtigt. „Ihre Selbstheilungskräfte sind noch nicht ausgereift“, betonte die Expertin. Sie hätten ein höheres Risiko, Folgeerkrankungen zu entwickeln wie etwa posttraumatische Belastungsstörungen. „Deshalb ist es umso wichtiger, dass sie Hilfen und Therapien erhalten.“

Viele Mädchen und Jungen lebten in Lagern oder unter prekären Bedingungen im Libanon, Jordanien, der Türkei oder in Nordafrika, unterstrich Zito. Die Situation dort sei ein fortwährender Ausnahmezustand ohne Sicherheit, häufig ohne geregelten Alltag und ohne Schulbesuch.

Doch auch in Deutschland sei die Situation der Flüchtlingskinder alles andere als gesundheitsfördernd, kritisiert die Expertin. Sie wohnten oft über lange Zeit in Erstaufnahmelagern und Sammelunterkünften. „Da kommen sie nicht aus der permanenten Anspannung heraus, in der sie sich seit dem Verlassen der Heimat befinden.“ Sie erlebten zudem die Anspannung der Eltern. „Und das schlimmste ist, dass sie immer wieder mitbekommen, dass Bewohner abgeschoben werden.“ Deshalb sei es umso wichtiger, wenn haupt- oder ehrenamtliche Mitarbeiter sich mit den Kindern beschäftigten, mit ihnen spielten und ihnen ein wenig Normalität vermittelten.

Zito bemängelte außerdem, in Deutschland gebe es zu wenige Therapieplätze für traumatisierte Flüchtlingskinder. „Schon eine Diagnose ist manchmal schwierig, weil die Symptome nicht eindeutig sind und Kinder eine lange Zeit scheinbar funktionieren.“ In den ersten 15 Monaten bis zum Erhalt einer Krankenkassenkarte sei es für Flüchtlinge zudem schwierig, überhaupt eine Behandlung genehmigt zu bekommen. Die Weigerung der Krankenkassen, die Dolmetscherkosten für eine Psychotherapie zu übernehmen, habe mitunter fatale Folgen: „Jugendliche, die selbst traumatisiert sind, übersetzen für ihre Eltern in der Psychiatrie.“

epd

Zum vierten Mal kamen in Hannover Fachleute der Landeskirche und Vertreter von christlichen Migrationsgemeinden zusammen, um ihre Erfahrungen auszutauschen, sich besser zu vernetzen und gemeinsame Projekte zu entwickeln. „Für Flüchtlinge haben Migrationsgemeinden eine sehr große Bedeutung“, erklärte Pastor Dirk Stelter, Ökumene-Beauftragter im Haus kirchlicher Dienste. „Die Hilfe in einzelnen Gemeinden ist meistens aber ehrenamtlich und hat natürlich Grenzen.“ Eine Antwort darauf sei gerade die bessere Vernetzung bestehender Potenziale.

Einer der Referenten, dessen Gemeinde Flüchtlinge tagtäglich unterstützt, war Pastor George Andoh vom International Gospel Center in Hannover. „Wir sind für viele hier Ankommende sofort ein Zufluchtsort“, erläuterte er. Rund 90 Prozent der Menschen in dem internationalen Zentrum kommen aus Afrika. Die Gemeinde gebe Ankommenden drei Dinge: Hoffnung, Vertrauen und Versorgung. Hoffnung gebe die geistliche Gemeinschaft: Vielen werde schon durch ein Gebet geholfen, unterstrich der Pastor.

Stefan Korinth, Evangelische Zeitung (Der ganze Bericht liegt als PDF zum Download vor)

Kofferspenden für Flüchtlinge

Der Christliche Verein Junger Menschen (CVJM) in Göttingen hat zu Kofferspenden für Flüchtlinge im Grenzdurchgangslager Friedland aufgerufen. Die derzeit dort untergebrachten Asylsuchenden benötigten dringend Koffer, Reisetaschen und Rucksäcke, um ihre Kleidung an die künftigen Wohnorte transportieren zu können, heißt es in einem verbreiteten Appell.

Eine erste Ladung von Koffern sei bereits an die Diakonie in Friedland übergeben worden. Weitere Spenden würden „dringend benötigt“. Das Lager Friedland ist eine von vier Erstaufnahme-Einrichtungen des Landes Niedersachen für Flüchtlinge. Asylbewerber bleiben dort in der Regeln nur wenige Tage, bevor sie auf die Kommunen und Landkreise weiterverteilt werden.

Glocken läuten zum Gedenken

Zahlreiche Kirchen in Niedersachsen wollen am Freitag mit Glockengeläut an die mehr als 23.000 Flüchtlinge erinnern, die im Mittelmeer ertrunken sind. Aktionen dazu sind unter anderem in Braunschweig und Oldenburg sowie im katholischen Bistum Osnabrück geplant, wie Kirchensprecher mitteilten. In Braunschweig beteiligen sich sieben Kirchen in der Altstadt, sagte die evangelische Dompredigerin Cornelia Götz. Von 18 Uhr an soll das Geläut für zehn Minuten erklingen. Damit schließen sich die Gemeinden einer Initiative des Kölner katholischen Erzbistums an, wo am Weltflüchtlingstag (20. Juni) 23.000 Glockenschläge mahnen sollen.

In Oldenburg soll bereits am Mittag mit Glockengeläut und einer Andacht beim traditionellen Mittagsgebet in der evangelischen Citykirche St. Lamberti an die Flüchtlinge erinnert werden.

Auch in rund 300 Kirchen des katholischen Bistum Osnabrück sollen am Freitagabend die Glocken läuten. Am Osnabrücker Dom und den weiteren katholischen Kirchen zwischen Ems, Weser und der Nordsee soll das Geläut am Freitagabend um 20 Uhr zu hören sein.

Die tönenden Glocken sollen nach den Worten des Kölner Erzbischofs Rainer Maria Woelki ein „Weckruf für Gesellschaft und Politik“ sein. Sie seien ein Zeichen für die Forderung nach einer europäische Flüchtlingspolitik, die einen legalen Weg für Flüchtlinge nach Europa schaffe.

epd

Spenden für Syrien und Irak

Deutscher Caritasverband/Caritas international, Freiburg,
Spendenkonto 202
Bank für Sozialwirtschaft Karlsruhe,
BLZ: 660 205 00
IBAN Nr.: DE88660205000202020202
BIC: BFSWDE33KRL.
Stichwort: Syrische und irakische Flüchtlinge