Startseite Archiv Tagesthema vom 29. Januar 2015

„Er wollte sich einmischen“

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Führende Vertreter von Kirchen und Politik sowie Freunde und Weggefährten haben in einem bewegenden Gedenkgottesdienst Abschied von dem gestorbenen Altbischof und evangelischen Ökumene-Experten Friedrich Weber genommen. Weber habe viele Menschen als Geistlicher, Prediger, wissenschaftlicher Theologe und Sozialethiker berührt, sagte sein Nachfolger, Landesbischof Christoph Meyns, im überfüllten Braunschweiger Dom. Er habe „Spuren in den Herzen der Menschen“ hinterlassen, denen er während seiner Amtszeit begegnete. Zu dem Gottesdienst kamen rund 900 Trauergäste.

Weber stand zwischen 2002 und 2014 als braunschweigischer Bischof an der Spitze von Niedersachsens drittgrößter evangelischer Landeskirche. Er war in der vergangenen Woche im Alter von 65 Jahren an einem Krebsleiden gestorben nachdem er erst acht Monate zuvor in den Ruhestand gegangen war. Am Montag wurde er in seinem letzten Wohnort im ostfriesischen Greetsiel beigesetzt.

Weber galt bundesweit als Ökumene-Experte. Von 2005 bis 2014 war
er Catholica-Beauftragter der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen
Kirche Deutschlands. Sechs Jahre lang stand der Theologe zudem an der Spitze der bundesweiten Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen, der 17 Kirchen angehören. Seit 2012 war er auch geschäftsführender
Präsident der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa. An der Technischen Universität Braunschweig lehrte er als Professor für Kirchengeschichte. Der braunschweigische Oberlandeskirchenrat Thomas Hofer würdigte Weber als „Ökumeniker durch und durch.“

In Braunschweig lehrte Weber auch an der Technischen Universität als Professor für Kirchengeschichte. „Bilder seines Lebens stehen uns ganz nah vor Augen,“ sagte Hofer: „Friedrich Weber konnte Menschen mitnehmen, begeistern, er konnte ihre Gaben erkennen und sie ermutigen, diese Gaben auch einzusetzen.“ Viele Trauergäste hinterließen Einträge in ausliegenden Kondolenzbüchern. Am Altar war ein großes Porträtbild Webers aufgestellt.

Neben Webers Ehefrau Bielda nahmen Niedersachsens Kultusministerin Frauke Heiligenstadt, Sozialministerin Cornelia Rundt und Finanzminister Peter-Jürgen Schneider (alle SPD) sowie Wissenschaftsministerin Gabriele Heinen-Kljajic (Grüne) an dem Gottesdienst teil. Unter den Trauergästen war auch Niedersachsens früherer Ministerpräsident David McAllister (CDU).

Als Ratsvorsitzender der Konföderation evangelischer Kirchen in Niedersachsen habe Weber sich für die Flüchtlingsarbeit und die Gründung einer Härtefallkommission im Bundesland eingesetzt, sagte Hofer: „Er wollte sich einmischen.“

Auch zahlreiche Vertreter der katholischen und evangelischen Kirche waren gekommen: der Militärbischof der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Sigurd Rink, der sächsische Landesbischof Jochen Bohl und der württembergische Bischof Frank Otfried July. Aus Niedersachsen nahmen die evangelischen Bischöfe Ralf Meister (Hannover) und Karl-Hinrich Manzke (Bückeburg) sowie der reformierte Kirchenpräsident Martin Heimbucher (Leer) teil.

Aus der katholischen Kirche kamen die Bischöfe Norbert Trelle (Hildesheim), Karl-Heinz Wiesemann (Speyer) und Gerhard Feige (Magdeburg). Auch Webers Amtsvorgänger, die Altbischöfe Christian Krause (Wolfenbüttel) und Professor Gerhard Müller (Erlangen), zählten zu den Trauergästen.

Weber studierte in Wuppertal, Göttingen und Oldenburg Theologie, Geschichte und Pädagogik. An der Universität Frankfurt/Main promovierte er in Kirchengeschichte. 1972 übernahm der Theologe in Greetsiel bei Emden seine erste Pfarrstelle. Danach arbeitete er ab 1984 als Pfarrer und ab 1988 als Dekan im rheinhessischen Oppenheim bei Mainz. Von 1991 bis 2001 war er Regionalbischof der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau in Wiesbaden.

epd

Spuren in den Herzen

„Ach ja, übrigens...“

Ein sehr feines Gespür dafür, was die Menschen bewegt, für gesellschaftliche relevante Themen, das hatt Altbischof Friedrich Weber. Immer fand er bei aktuellen Geschehnissen, bei Fragen zu Flüchtlingen oder der Ökumene klare Worte. Nicht selten ergriff er selbst die Initiative. Dann kam auch gerne zu später Stunde eine Mail mit einer spontanen Idee: „Ach ja, übrigens...“ Nur in den letzten Monaten seiner Amtszeit durfte ich Friedrich Weber, als Redakteurin zuständig für die braunschweigische Landeskirche, journalistisch begleiten. Die intensiven Gespräche, sein Verständnis für Nachrichtenwerte, sein Vertrauen in unsere Arbeit und seine Ideen werde ich umso mehr vermissen.

Charlotte Morgenthal (epd)

Gelassen, schnell und effektiv

Friedrich Weber war ein Bischof, der für die Medien stets erreichbar war. Selbst auf komplizierte Fragen der Ökumene reagierte er gelassen, schnell und effektiv. Während einer Tagung der Landessynode verbreitete der Vatikan eine aktuelle Stellungnahme. Weber holte einen USB-Stick aus der Tasche. Er hatte einen Vortrag zu diesem Thema gespeichert und schlug vor, daraus eine Meldung zu machen. Als diese über den Sender gelaufen war, las er den Text zufrieden der Synode vor: Goslar/Rom…

Manfred Laube (epd)